01.11.2010
Samstag stand Reifenwechsel auf der To Do Liste
01.11.2010
Samstag stand Reifenwechsel auf der To Do Liste (scheiße ich hab immer noch eine) und die Werkstattfrage tat sich nun auf. Wer mal in diesen Ländern war weiß, dass einem die Entscheidung nicht leicht fällt. Der Bauch muss die Entscheidung treffen. Meiner konnte es nicht. Am Stadteingang hatte ich Tags zuvor eine Speedy KFZ Werkstatt gesehen. So im Stil von unserem ATU.
Die konnten aber keine Motorradreifen wechseln aber wie immer hatte hier einer einen Freund der einen Freund hat. Also lies er Arbeit Arbeit sein, sprang auf sein Mofa und düste los. Gar nicht leicht diesen Dingern im Stadtverkehr zu folgen, schon gar nicht mit so einem Bomber wie meinem.
Zu der Werkstatt gibt es nicht viel zu sagen, denn mir fehlen dafür die Worte, aber es wurde gehämmert und geschraubt und irgendwie brachten die Jungs (der älteste Schrauber war ca 16) alles ans laufen. Die Werkstatt hatte übrigens die Größe einer Einzelgarage, und dass der Boss mal Rallye gefahren ist konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Die Fotos an den Wänden allerdings bestätigten es.
Schnell hatten wir den Hinterreifen ausgebaut, einem der Jungen, er war so ca. 10/12 Jahre alt, wurde erklärt, in welche Richtung der Reifen aufzuziehen war und
schon war er mit Reifen/Felge und neuem Mantel verschwunden.
Aufgezogen wurde woanders, ich solle warten.
Nach gut einer Stunde war die ganze Aktion beendet und ich musste stolze 4,00 in Worten VIER Euro berappen.
Gesten wollte ich eigentlich die Küste entlang weiter aber der Islamische Wetter Gott schickte Regen.
Nun warte ich auf Wetterbesserung, denn morgen will ich über Marrakech in den Hohen Atlas.
INSCHALLAH
02.11.2010
Er hatte ein Einsehen und bereitet mir einen wunderschönen Sonnentag. Da es nicht all zu weit ist bis Marrakesch lasse ich es langsam angehen. Maschine beladen, Campingplatz bezahlen und schon zuckel ich auf der Küstenstraße gen Süden. Helm, heute verzichte ich drauf. Die meiste Zeit bin ich sowieso alleine auf der Strecke (abgesehen von vereinzelten Eselskarren), so ist dies auch nicht mit allzu großen Risiken verbunden. Die Polizei sieht es eh gelassen, und wenn dann beschränken sie sich darauf mir zu zurufen, dass ich ihn aufziehen soll. Ich nicke dann, grüße nett und fahre weiter.
Die Nase in den Wind gen Süden lässt das Herz wieder höhen hüpfen. Ist einfach nur geil nach all den Sorgen.
Gegen spät Nachmittag komme ich in Marrakesch an, checke in einem Traveller Hotel (10€) ein und treffe Simone von der Afrikatruppe aus vergangenem Winter.
Abends genießen wir das Treiben auf dem großen Platz.
03.11.2010
Der Himmel meint es gut mit mir. Auf dem Weg in den Hohen Atlas durch weite Ebenen und Schluchten begleitet mich wunderbarer Sonnenschein. Ein wunderbares Gefühl und so gleite ich durch die Kurven und schraube mich immer höher.
Irgendetwas stimmt nicht. Der Kupplungsdruck baut sich nur noch schwankend auf. In der Parkbucht an einem Aussichchtspunkt halte ich an, mir ist ganz flau im Magen.
Sollte die Pechsträne denn immer noch nicht vorbei sein?
Stehe auf einem Plateau und habe eine herrliche Aussicht über die Weiten der Atlas Vorebene und fluche wie ein Kesselflicker.
Handy, Michael in Krefeld anrufen. Er vermutet, dass Luft ins System gekommen ist bzw. eine Undichtigkeit aufgetreten ist." Du musst es ausbauen und nachschauen, Du hast keine andere Wahl“.
OK, ich schaue mir die Gegend so an und komme zu dem Schluss hier in der Einöde nichts zu öffnen oder auszubauen. Im Falle eines Falles eine Transportmöglichkeit aufzutreiben scheint mir so gut wie unmöglich. Hatte die letzte Stunde keine Menschenseele mehr gesehen, noch nicht mal einen Eselskarren.
Anruf BMW Casablanca, Youssef spricht deutsch und ich schildere im das Problem. Da es südlich von Casablanca bis TOGO keine BMW Werkstatt mehr gibt ('außer ein paar übergebliebenen Ralleyschraubern in Dakar) gab es keinen allzu großen Entscheidungsspielraum.
"Komm, wir checken alles noch einmal durch und kriegen das schon hin"
Er ist am Nachmittag in der Werkstatt.
Also zurück bis nach Casablanca.
Es war schon Nachmittag als ich eintraf und so hatten wir nicht mehr die Zeit alles durchzusehen.
" Machen wir morgen früh, sei um 08:00 !!! Uhr hier, hört sich nach etwas Größerem an".
04.11.2010
Punkt acht Uhr rollt die Maschine in die Werkstatt und der Mechaniker begann sofort mit der Untersuchung.
Einen Kaffee nach dem anderen vernichtend bete ich abwechselnd zu Allah, Gott, Manitu und die mir sonst noch einfielen, lasst es nichts größeres sein.
Scheiße, gegen Mittag war klar, so bis Südafrika war mehr als ein Lotteriespiel.
Youssef, der Meister und der Mechaniker waren alle der gleichen Meinung, die Tour unter diesen Umständen fortzusetzten ist unmöglich.
Es ist zwar provisorisch repariert, aber wie lange?
Inschallah
Tausch es aus, war die einstimmige Meinung.
Mittlerweile an die ständigen Pannen gewöhnt, gab es nur zwei Fragen zu klären:
Wie lange dauert die Bestellung der Bauteile!
Wie lange dauert der Einbau!
Drei Wochen, ein Tag.
Mit dem einem Tag kann ich leben aber mit den drei Wochen nicht.
Youssef gab mir die Artikelnummern und ich ruf Michael an.
Ein Tag Lieferzeit, Versand nach Casablanca heißt Montag oder Dienstag sind die Teile da.
Gesagt getan, Michael kümmert sich und so habe ich Zeit bis Montag in den Hohen Atlas und an die Sahara zu fahren.
Na dann, es kann nur besser werden
INSCHALLAH
05.11.2010
Wenn die neue Kupplung genauso arbeitet wie die Reparierte kann nichts mehr schief gehen.
Da ich bis Dienstag Zeit habe, rolle ich weiter Richtung Süden. An die Wüste will ich schon noch aber auf den Weg durch die Berge.
Nach dem Großstadttreiben ist das Alleine sein eine Wohltat, kein Gehupe mehr
(bringt sowieso nichts, machen alle und keiner reagiert).
Eine kleine, als Piste ausgezeichnete Strecke über die Berge, die (N307) Richtung Ouarzazate ist genau das Richtige, die nehme ich...
Ist ja noch relativ früh.
Leider ist auch hier schon der Teerwagen durchgekommen, allerdings mit einem saumäßigen Teer. Zuletzt hatte ich den in Russland gesehen und das ist eine Gummi fressende Decke.
Zu Anfang verlief auch alles ganz ordentlich und so schraube ich mich immer höher in die Berge. Eine Serpentine folgte der nächsten, ich kriege so richtig Fahrlaune. Kurven sind ja nun auf meine Route nicht gerade häufig.
Ich schraube mich weiter die Berge hoch: 1000m; 1500m; 2000m; eine traumhafte Landschaft und das alles bei strahlendem Sonnenschein.
Vor ein paar Wochen hat es hier heftige Niederschläge gegeben und je höher ich komme, umso schlechter wird die Strecke. Schlamm und Geröll bedeckt die Flächen die nicht aussehen wie ein Schweizer Käse.
Das in Russland absolvierte
„Plötzlichauftretendeschlanglochumfahrtraining“
kommt nun sehr zu Gute.
Aber es kommt noch schlimmer.
Ich komm nicht mehr zügig voran, werde immer langsamer. Die Haarnadelkurven werden zu einem Balanceakt.
Der Blick zur Sonne sieht auch nicht gerade gut aus. Die nähert sich beängstigend schnell den Berggipfeln.
Ist schon eine ganze Weile her seit der letzten menschlichen Ansiedlung, geschweige denn seit der letzten Unterkunftsmöglichkeit.
Das Zelt aufzubauen hier im Nirwana, im Dunkeln, darauf verspüre ich kein allzu großes Verlangen.
Das ist halt der Preis wenn man auf einem Nebenpass über die Berge will.
Schlagartig wird es nun dunkel und ich bin froh mir die so oft belächelten Zusatzscheinwerfer angeschraubt zu haben. Mit der BMW eigenen Beleuchtung hätte ich die Nacht in den Bergen verbringen müssen. So ein scheiß Licht bei so einer Maschine.
Ein paar Stunden später tauchen am Horizont die Lichter von Skoura auf. Freue mich wie ein Schiffbrüchiger.
Fix und Foxi erreichte ich das erste Hotel in das ich dann auch gleich reingehe.
Muss schlimm aussehen; geschafft und verdreckt, denn der Preis war inkl. Abendessen und Frühstück fantastisch.
04.11.2010
Punkt acht Uhr rollt die Maschine in die Werkstatt und der Mechaniker begann sofort mit der Untersuchung.
Einen Kaffee nach dem anderen vernichtend bete ich abwechselnd zu Allah, Gott, Manitu und die mir sonst noch einfielen, lasst es nichts größeres sein.
Scheiße, gegen Mittag war klar, so bis Südafrika war mehr als ein Lotteriespiel.
Youssef, der Meister und der Mechaniker waren alle der gleichen Meinung, die Tour unter diesen Umständen fortzusetzten ist unmöglich.
Es ist zwar provisorisch repariert, aber wie lange?
Inschallah
Tausch es aus, war die einstimmige Meinung.
Mittlerweile an die ständigen Pannen gewöhnt, gab es nur zwei Fragen zu klären:
Wie lange dauert die Bestellung der Bauteile!
Wie lange dauert der Einbau!
Drei Wochen, ein Tag.
Mit dem einem Tag kann ich leben aber mit den drei Wochen nicht.
Youssef gab mir die Artikelnummern und ich ruf Michael an.
Ein Tag Lieferzeit, Versand nach Casablanca heißt Montag oder Dienstag sind die Teile da.
Gesagt getan, Michael kümmert sich und so habe ich Zeit bis Montag in den Hohen Atlas und an die Sahara zu fahren.
Na dann, es kann nur besser werden
INSCHALLAH
05.11.2010
Wenn die neue Kupplung genauso arbeitet wie die Reparierte kann nichts mehr schief gehen.
Da ich bis Dienstag Zeit habe, rolle ich weiter Richtung Süden. An die Wüste will ich schon noch aber auf den Weg durch die Berge.
Nach dem Großstadttreiben ist das Alleine sein eine Wohltat, kein Gehupe mehr
(bringt sowieso nichts, machen alle und keiner reagiert).
Eine kleine, als Piste ausgezeichnete Strecke über die Berge, die (N307) Richtung Ouarzazate ist genau das Richtige, die nehme ich...
Ist ja noch relativ früh.
Leider ist auch hier schon der Teerwagen durchgekommen, allerdings mit einem saumäßigen Teer. Zuletzt hatte ich den in Russland gesehen und das ist eine Gummi fressende Decke.
Zu Anfang verlief auch alles ganz ordentlich und so schraube ich mich immer höher in die Berge. Eine Serpentine folgte der nächsten, ich kriege so richtig Fahrlaune. Kurven sind ja nun auf meine Route nicht gerade häufig.
Ich schraube mich weiter die Berge hoch: 1000m; 1500m; 2000m; eine traumhafte Landschaft und das alles bei strahlendem Sonnenschein.
Vor ein paar Wochen hat es hier heftige Niederschläge gegeben und je höher ich komme, umso schlechter wird die Strecke. Schlamm und Geröll bedeckt die Flächen die nicht aussehen wie ein Schweizer Käse.
Das in Russland absolvierte
„Plötzlichauftretendeschlanglochumfahrtraining“
kommt nun sehr zu Gute.
Aber es kommt noch schlimmer.
Ich komm nicht mehr zügig voran, werde immer langsamer. Die Haarnadelkurven werden zu einem Balanceakt.
Der Blick zur Sonne sieht auch nicht gerade gut aus. Die nähert sich beängstigend schnell den Berggipfeln.
Ist schon eine ganze Weile her seit der letzten menschlichen Ansiedlung, geschweige denn seit der letzten Unterkunftsmöglichkeit.
Das Zelt aufzubauen hier im Nirwana, im Dunkeln, darauf verspüre ich kein allzu großes Verlangen.
Das ist halt der Preis wenn man auf einem Nebenpass über die Berge will.
Schlagartig wird es nun dunkel und ich bin froh mir die so oft belächelten Zusatzscheinwerfer angeschraubt zu haben. Mit der BMW eigenen Beleuchtung hätte ich die Nacht in den Bergen verbringen müssen. So ein scheiß Licht bei so einer Maschine.
Ein paar Stunden später tauchen am Horizont die Lichter von Skoura auf. Freue mich wie ein Schiffbrüchiger.
Fix und Foxi erreichte ich das erste Hotel in das ich dann auch gleich reingehe.
Muss schlimm aussehen; geschafft und verdreckt, denn der Preis war inkl. Abendessen und Frühstück fantastisch.
06.11.2010
Mittags erreiche ich die Wüste und genieße die Weite.
Wie schon im vergangenen Jahr fahre ich die Strecke von Zaragorroa nach Mhamid.
Die Straße durch das Vallee du Draa führt genau an der einen Seite entlang der Oasen und auf der anderen Seite an kleine Siedlungen oder Berge. Könnten auch größere Hügel sein. Kommt so ein bisschen auf die Körpergröße und die Größe der Maschine an.
Erstmal ist Slalom angesagt. Auf dem letzten Stück durch Mhamid bis zum Wüstenrand kommen aus allen Ecken Turban tragende Braunaugen, die Sahara Touren, Kamelreiten (wer braucht das) Unterkünfte usw. anbieten. Ich gehe nicht vom Gas, denn ich weiß ja wie sie reagieren und so jage ich den ein oder anderen wieder in seinen Verschlag zurück.
Am Ende der Piste, auf einer winzigen Erhebung ist ein kleines Teestübchen.
Es ist das letzte Gebäude vor Pistenbeginn.
Diese Ruhe tut schon fast weh, nichts aber auch einfach gar nichts ist zu hören.
Nicht mal die neben der Hütte im Schatten sitzenden Braunaugen unterbrechen die Stille mit schnarchen Geräuschen.
Den Gedanken durch die Wüste weiter zu fahren verwerfe ich nach einem Gespräch mit auch dort Tee trinkenden Holländern wieder recht schnell.
Es gib für die nächsten Stunden keine Möglichkeit Unterschlupf zu finden, oder bei einem Haus zu kampieren.
Da es auf Nachmittag zu geht, mache ich mich auf den Weg zurück nach Zagora.
Mit Einbruch der Dämmerung treffe ich in Zagora ein.
Den Campingplatz aus vergangenem Jahr finde ich nicht wieder und der ausgewiesene Campingplatz ist nicht als ein solcher zu erkennen. Sieht wie eine Geröllhalde aus.
Ich such mir ein Hotel. Hier so weit unten haben vier und fünf Sterne Häuser Preise wie ein bis zwei Sternehotels an der Westküste, das gönne ich mir.
Drei Dirtbikes stehen vor einem Hotel, Gesprächsstoff ist für heute Abend gesichert. Also rein.
Es sind drei Holländer, die die Maschinen von Peters Bikershome in Ouarzazate gemietet haben.
Beim abendlichen Kontrollieren der Maschine sehe ich, dass die vielen zusätzlichen Kilometer über diesen Straßenbelag mehr Gummi gekostet haben als mir lieb ist. Damit noch bis nach Gambia zu kommen, für Marokkaner kein Problem, aber....
Über 3000 km habe ich noch vor der Brust und so stellt sich durch das anerzogene Sicherheitsgefühl leichte Nervosität bei mir ein.
Wie löse ich das Problem? Der Ersatzhinterreifen ist hinten schon drauf. Der neue Satz liegt in Gambia und die für BMW übliche Reifengröße ist in Afrika ein Problem. So was fährt hier kein Mensch, für alle möglichen Enduros gibt es Reifen in Hülle und Fülle. Aber für BMW'S
07.11.2010
Nach dem Frühstück schlagen mir die Holländer vor, Peter anzurufen denn es kommen dort oft BMW Fahrer vorbei und vielleicht hat er eine Idee.
Gesagt getan und Peter hat sogar einen gebrauchten TKC 80 Vorderreifen für mich.
Zweieinhalb Stunden später rolle ich in seine Garage und wir suchen die Reifen durch.
Da ich von hier nun nach Casablanca und dann weiter nach Gambia fahren will ist der Stollenreifen eigentlich gar nicht nötig und so suchen wir zwei Straßenpellen.
Gute Gebrauchte, die noch bis da halten, fanden wir auch und hatten sie in gut zwanzig Minuten aufgezogen und ich bin wieder unterwegs.
Geht auch ohne Maschinen.
Bis zur Küste sprich Agadir ist es nicht allzu weit und so lasse ich es gemütlich angehen. Werde eine zwei Tagesetappen daraus machen.
Die Strecke geht über die Bergstraße durch den Atlas. Die Berge wechseln sich ab im Farbenspiel. Mal rot mal braun.
Bei Einbruch der Dunkelheit stoppe ich in einem kleinen Städtchen irgendwo im Nirgendwo.
Einfaches Hotel, Zimmer mit Dusche Frühstück und Abendessen für 13 €. inkl. Garage
Ok nicht lange überlegt, genommen. Dann gehen wir zur Garage, Garage?
Über die Terrasse fahre ich in eine Art Vorratsraum in der Größe einer Garage.
Egal, Hauptsache weg von der Straße. Auch wenn ich hier noch nie ein Problem mit zwielichtigem Gesindel hatte, schlafe ich doch ruhiger.
Hab keinen Bock mehr auf noch irgendwelche Überraschungen.
08.11.2010
Nach einer Tasse Kaffee oder zwei, Croissant und Marmeladenbrot steuere ich weiter durch die Berge Richtung Agadir. In einer der Haarnadelkurven kommt mir ein Wagen entgegen, der sich mehr auf meiner als auf seiner Seite befindet. Ich weiche aus, komme mit dem Vorderreifen auf den eingeschotterten Seitenstreifen und verliere die Gewalt über die Maschine. Gott sei Dank bin ich auf der Bergseite und knalle mit dem Vorderteil gegen den Fels. Die an den Sturzbügeln montierten Kisten fangen das meiste auf so das nur der Spiegel zu Bruch geht. Die Kiste kann ich ausbeulen, sonst hat die Maschine nichts abbekommen.
Ich danke dem da oben, denn das hätte jetzt auch noch gefehlt.
Wenn ich auf der anderen Seite gewesen wäre, dann gute Nacht.
Am frühen Nachmittag treffe ich in Agadir ein. Jetzt schon nach Casablanca hatte ich keine Lust, habe den Schreck noch in den Gliedern. Soll ja auch erst Dienstagnachmittag bei BMW sein.
Der Küstenstreifen Agadirs hat sich nicht zu seinem Vorteil entwickelt.
Total auf Tourismus ausgelegt und da sich eine Hotelanlage an die nächste reiht und die kleinen Zwischenräume Fußgängerzonen geworden sind ist der Zugang zum Meer unmöglich geworden. Zu mindestens für meine Maschine und mich.
In einem kleinen Hotel quartiere ich mich ein. Ein recht putziges Haus. Die Zimmer sind wie kleine Bungalows um einen Garten herum gruppiert und für Agadir erstaunlicher weise billig. Keine 15 € mit bewachtem, abgeschlossenem Parkplatz.
09.11.2010
Neun, Zehn Uhr mache ich mich auf den Weg. Gegen 15:00 soll ich bei BMW sein, dann würde am Nachmittag alles eingebaut. Ca. 4 bis 5 Stunden Fahrzeit über die Autobahn kalkuliere ich, so ist genug Zeit.
Die Autobahnstrecke ist gut ausgesucht worden, sie ist wunderschön. Es geht über Berge, durch Täler mit einer grandiosen Weitsicht.
An der ersten Mautstation allerdings rutscht mir das Herz in die Hose. Kein Druck mehr auf der Kupplung. Das hat mir gerade noch gefehlt, es sind noch ca. 500 km.
Da aber die Autobahn bis Casablanca durchgeht und keine Mautstation zwischendurch ist wird es erst in Casablanca kompliziert werden.
Irgendwie aber klappt es, mal schalte ich mit Zwischengas, mal trennt die Kupplung und ich komme pünktlich bei BMW an.
Nun ist alles gut, denke ich.
Leider hat sich das Blatt immer noch nicht gewendet, denn es ist kein Paket angekommen.
Wir suchen, telefonieren und suchen wieder. Die Sendungsnummer ist unbekannt. Nach vielen vielen weiteren Telefonaten sagt irgendjemand dass das Paket am Flughafen sei. Morgen um acht soll ich da sein.
Richtig daran glauben tue ich allerdings nicht.
Inschallah
10.11.2010
Acht Uhr stehe ich im Frachtzentrum bei DHL auf der Matte.
Das Spiel geht wieder von vorne los, Sendungsnummer unbekannt.
Wieder Telefonate mit Deutschland, wieder warten, weiter suchen.
Dann kommt der Mitarbeiter von DHL auf die Idee, dass es vielleicht mit der Post rausgegangen ist.
Wieder zurück zu BMW, und wieder telefonieren.
Dann ist Mittagspause und die wird auch hier genauestens eingehalten.
Am Nachmittag werde man eine Lösung finden, damit ich weiter komme.
Na das in Allahs Gehörgang.
Ich solle doch in den zwei Stunden Mittagspause bei der Post vorbeifahren.
Tolle Idee, mit meinen perfekten französisch und arabisch Kenntnissen.
Mach ich trotzdem und wie immer bekomme ich auch hier Hilfe.
In der Frachtabteilung der marokkanischen Post beginnt das große Suchen, erfolglos.
Wenn es in Marokko ist, dann am Flughafen.
Man gibt mir zwei Telefonnummern mit und BMW soll da anrufen.
Also wieder zurück zu BMW.
Ich warte bis die Mittagspause vorbei ist, gebe die Nummern und wieder geht das telefonieren los.
Erfolglos, keiner weiß wo das Paket abgeblieben sein könnte.
Mittlerweile habe ich den Entschluss gefasst alles noch einmal zu bestellen, denn so komme ich zu keinem Ergebnis.
Meine liebe Freundin, Webmasterin, Krisenmanagerin, seelische Unterstützung, Supporterin, Problemlöserin, etc. hat zwischenzeitlich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und mit allen möglichen Leuten telefoniert.
Morgen gehen die Teile erneut auf den Weg. Diesmal aber schickt Leonore die Teile und diesmal direkt zu der DHL Frachtstation nach Casablanca wo ich sie dann morgen, spätestens aber am Montag in Empfang nehmen können soll.
Inschallah
11.11.2010
Um ganz sicher zu gehen fahre ich noch einmal zur DHL Station am Flughafen.
Ich will genau wissen, was auf dem Paket zu stehen hat damit es auch dort im Büro ankommt und mir dann keiner sagt, wir hätten es falsch gemacht.
Ich gebe die Info an Leonore weiter, die mittags die Teile abholt und sie dann auf den Weg bringt.
Ein Croissant und zwei Tassen lasse ich mir noch schmecken und mache mich dann auf den Weg nach Rabat. Dort treffe ich mich wieder mit Simone und am Abend will Unai der Baske, Biker aus der Afrikatruppe des vergangenen Jahres, eintreffen. Eigentlich wollten wir uns in der West Sahara treffen und das Stück durch Mauretanien gemeinsam fahren. Durch meinen enormen Zeitrückstand hat sich nun alles verschoben.
Wenn, ich denke ja positiv, kommende Woche meine Maschine wieder hergestellt ist werden wir wohl bis Gambia gemeinsam fahren.
Inschallah
Gegen 20:00 Uhr kommt er dann auch angerollt. Ein Zimmer und Garagenplatz habe ich schon besorgt und so checken wir schnell ein und ziehen dann zu dritt durch die Medina, Rabats Altstadt. Garküchen bereiten die unterschiedlichsten Gerichte zu und es riecht überall so lecker, dass wir recht schnell der Versuchung erlegen. Zwei oder drei Mal haben wir zugelangt und zu Nachtisch noch in einem Saftladen etwas für die Gesundheit getan.
Das ganze hat mich knappe 4,00 Euro gekostet.
Nach einem Kaffee trennen sich unsere Wege wieder. Simone verschwindet in Ihre Jugendherberge und Unai und ich ziehen Richtung Hotel. Ist schon spät geworden und morgen will Unai sich sein Visum für Mauretanien geben lassen.
12.11.2010
Gegen acht Uhr rollen wir aus dem Parkhaus und machen uns auf den Weg zur mauretanischen Botschaft. Da ich den Weg abgespeichert habe und auch sonst nicht zu tun habe, fahre ich mit.
Schnell noch ein paar Passkopien gemacht und dann zur Stahltür. Ich weiß ja nun genau wo sie ist.
Heute ist es ziemlich ruhig da, nur ein zwei PKWs und eine Gruppe australischer Biker.
Schnell kommen wir ins Gespräch da sie auch mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie ich vor ein paar Wochen. Die blöden Formulare und alles auf französisch.
Die Gruppe, drei Jungs ein Mädel sind schon durch ganz Europa und nun auch auf dem Weg nach Südafrika. Wir haben teilweise die gleiche Strecke und so tauschen wir die e-Mails. In Daklah haben wir uns verabredet, aber man wird sehen.
Pünktlich um eins hat Unai sein Visa, es ist ja Freitag und der läutet auch für die Botschaftsangehörigen pünktlichste das Wochenende ein.
Gegen fünf Uhr habe ich mich mit Hiden, einer hiesigen Studentin verabredet, die uns die Stadt zeigen will.
Noch viel Zeit, das Wetter ist traumhaft und so rollen Unai und ich ein Stück die Küste entlang.
In einem der kleinen Vororte Rabats treffen wir auf einen großen Hammelmarkt.
Den wollen wir uns ansehen. Tierfreunde sollten solche Märkte besser meiden.
Kommenden Mittwoch ist „ Aid Adhs“, ein hoher islamischer Feiertag. Den armen Tieren wird dann die Kehle durchgeschnitten, aber weiter erzähle ich besser nicht.
Nachdem wir an einer Garküche etwas gegessen und eine frisches Glas Organgensaft
( 1,60 € für uns beide) getrunken haben fahren wir wieder zurück. Simone wartet ja auch schon auf uns.
Als Hiden dann eintrifft machen wir eine kleine Spritztour durch die Umgebung. Ein Bierchen in einem ziemlich europäischen Pup und es geht wieder zurück. Da Hiden noch familiäre Verpflichtungen hat, bringen wir sie nach Hause.
Morgen früh treffen wir uns zu einer Stadtbesichtigung wieder.
Auf einem der Märkte in Altstadtnähe halten wir und lassen es uns an einem der Stände gut gehen.
Später noch ein Bierchen und dann in die Falle, irgendwie sind wir hier alle immer sehr viel früher müde als zu hause.
13.11.2010
Wie verabredet treffen wir Hiden, die noch eine Freundin zur Verstärkung mitgebracht hat, in der Altstadt. Simone hat noch Heyden, einen Australier aus der Jugendherberge, mitgebracht.
Die Beiden kennen sich wirklich gut aus, durch die kleinsten verwinkelten Gassen erreichen wir Ecken in der Medina, die man wohl sonst nicht zu Gesicht bekommt.
Rabat gefällt uns immer besser. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir den Ausblick über den Hafen, trinken Tee.
Nachdem ich mir eine neue Jeans für den unglaublichen Preis von 16 € gekauft habe nehmen wir die Maschinen und düsen die Küste entlang.
Lecker essen, am Strand den Sonnenuntergang beobachten, Kaffee trinken in einem der Standrestaurants.
So kann man es aushalten.
Morgen geht’s zurück nach Casablanca mit dem Glauben im Gepäck wirklich bis Mittwoch alles erledigt zu haben und endlich weiter zu kommen.
Inschallah
14.11.2010
Unai hat sich dazu entschlossen, mich nach Casablanca zu begleiten und wenn alles wie geplant spätestens Dienstag repariert ist, mit mir zusammen die ca. 3000 km bis nach Gambia zu fahren.
Eigentlich wollten wir uns in der Westsahara oder im Senegal treffen, aber nun ist alles anderes.
Morgen früh bin ich schlauer.
Den gesamten Vormittag verbringe ich damit Fotos hochzuladen. Wie erwartet ist die Verbindung gigantisch schnell so das ich mittags gerade mal die Hälfte geschafft habe.
Die Maschinen sind schnell beladen und wir fahren die Küste entlang gen Süden. Tut richtig gut, die vergangenen Tage so in Gruppe waren doch etwas anstrengend. Alleine oder zu zweit reisen (wenn beide die gleiche Denke haben und jeder die Freiheiten des Anderen akzeptiert) ist und bleibt die beste Variante. Gruppe für längere Zeit hat sich mal wieder als nicht die beste Wahl erwiesen.
Mein reden !!
Irgendwo an der Strecke, in einem der kleinen Küstenorte, steht Rauch über der Straße. Ein untrügliches Zeichen für Garküchen.
Wenn die beiden Bomber irgendwo stehen ist immer mit der Neugierde der Menschen zu rechnen. So auch diesmal, als wir vor einem Grill mit frischen Sardinen die Motoren abstellen.
Nach einem kurzen Preisgespräch, hab ich diesmal Unai überlassen, hab ja eh keine Ahnung von Fisch, hocken wir uns auf zwei klapprige Stühle vor eine Art Tisch. Wir bekommen jeder einen Salat, Brot, Cola und einen Berg Sardinen für sage und schreibe 3,00 € (wieder für beide). Wir kaufen noch ein paar Bananen und machen uns wieder auf den Weg.
Leider scheint das Wetter umzuschlagen, denn der Himmel ist bewölkt.
In Casablanca angekommen, geht’s kurz an der Moschee Hassan II vorbei an die Corniche, Casablancas Lastermeile. Das muss Unai gesehen haben, denn es ist genauso schlimm wie an der Costa Brava.
Trotz des nicht gerade berauschendem Wetters ist die Uferpromenade voll mit Fußtrainierten. Bei einem Tee beobachten wir das Treiben, amüsieren uns und brechen dann Richtung Hotel auf.
15.11.2010
07:00 Uhr schellt der Wecker. Ich will pünktlich um 08;00 am Flughafen sein. BMW hat mir versprochen, dass die Teile sofort eingebaut werden, wenn sie denn dann da sind.
Alle sechs Lampen an, den Daumen auf der Hupe, fege ich mir den Weg frei. Klappt wunderbar, so eine Flutlichtanlage ist man hier nicht gewohnt und so ziehen alle nach links denn sie wissen nicht, was da angeflogen kommt.
Ich bin am Flughafen bevor die Büros öffnen.
Halleluja das Paket ist da.
Ich bekomme ein paar Papiere in die Hand gedrückt und soll nun auf den Zoll warten, der fängt um 09:00 Uhr an. Passt ja denke ich, dann bist um 10:00 Uhr draußen.
Denkste !
Kaffee und Croissant verkürzen mir die Zeit. Den Weg zum Örtchen verkneife ich mir verbissen, es soll nur eins für den gesamten Bereich geben.
Es wird 09:30, es wird 10:00 und vom Zoll niemand zu sehen. Ich bin wohl einigen Beamten aufgefallen, da ich immer vor ihrem Büro auf und ab gehe.
Auf Spanisch werde ich angesprochen und bekomme erklärt, dass ich hier doch falsch sei und müsste rüber ins Zollbüro auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite. Also dackele ich rüber, frage mich durch mit dem Ergebnis, dass man meine Papiere ansieht und mich wieder zu DHL schickt da ein Papier fehlt. Wieder zurück, ich bekomme das Papier ausgestellt und wieder rüber.
Einer der Zollbeamten, so wie sein Schreibtisch im Büro steht scheint er der Vorgesetzte zu sein, füllt wieder ein Papier aus schickt mich wieder zurück, ich soll auf den Inspektor warten der den Inhalt prüfen muss.
Also wieder zurück und warten, der Inspektor kommt gleich.
Mittlerweile ist die Sonne raus gekommen und es scheint ein schöner Tag zu werden. Ich deute es als gutes Omen.
Nach etwa einer Stunde fragt man mich, ob ich auf den Inspektor warte; ich bejahe.Man würde mich schon suchen. Kann ich nachvollziehen, wie soll man mich auch an einer Laderampe in Stiefel Tourenhose und Motorradjacke erkennen.
Wir gehen zu DHL, er macht die Papiere fertig und, und nun findet DHL das Päckchen nicht.
Der Inspektor verschwindet wieder und DHL beginnt mit der Suche. Wird schon irgendwo sein.
Nach vielem hin und her Gewühle, holen von neuen Frachtsendungen taucht es dann schließlich auf.
Der Inspektor sagt, ich soll dann mit dem Paket zu ihm ins Büro kommen, aber DHL lässt mich nicht aus dem Zollbereich. Es ist zum verzweifeln, wieder viel Palaver, und reden können die, reden reden und reden. Ich weiß nicht wo man soviel Gesprächsstoff hernehmen kann. Deshalb auch das viele Hupen an den Ampeln, sie bemerken einfach nicht, dass grün ist.
Schließlich geht einer der Vorgesetzten aus dem Lager mit mir, aber er kennt sich nicht aus und so gehen wir erst mal von einem Inspektor zum nächsten.
Einer der kleinen Wiesel, die sich da herumtreiben um ein paar DH zu verdienen, hilft. Er weiß genau wo und was ich noch machen muss,. Er bleibt bei mir, denn ich muss noch in zwei verschiedene Gebäude zum 1000 verschiedenen Beamten und mir Stempel holen.
Aber nach gut vier Stunden im Zollbereich halte ich mein kleines Päckchen in den Händen und nun kann kommen wer will, nur unter Androhung körperlicher Gewalt trenne ich mich von ihm.
Blick auf die Uhr, könnte es schaffen bei BMW noch vor der Mittagspause zu sein.
Ich setze die bewährte Methode wieder ein, Flutlicht,Hupe und bin auch null Komma nichts in Casablanca Stadtmitte. Hier aber ist Schluss, Stillstand, ich komm nicht mehr durch.
Unai und ich gehen etwas essen und sind pünktlich nach der Mittagspause bei BMW. Schön sie zu sehen, was machen die Teile? Ich habe alles da, sie können wie vereinbart sofort loslegen. Es ist kein allzu großer Aufwand. Telefonat hin Telefonat her man brauche zeit ich solle morgen früh wiederkommen dann wäre die Maschine fertig.
In dem Moment platzt mir der Kragen, …........
Es wird wieder telefoniert und wir gehen zum Werkstattmeister, der mit vielen Erklärungen und ein bisschen Witz versucht die Situation aufzulockern. Dank Werkstatthandbuch weiß ich so ungefähr was gemacht werden muss und außerdem Unai kennt sich ebenfalls aus.
Es wird begonnen und morgen Mittag soll ich sie abholen, es dauert so lange da man einen guten Job machen wolle.
Beiläufig erwähne ich, dass er morgen besser zu seinem Wort stehen solle. Ich koche innerlich fast über.
Den Abend verbringen wir in einem Straßenkaffee, bewundern die Braunaugen. Auf dem Weg zum Hotel noch mal kurz ins Internet und dann in die Falle.
Lass es morgen werden !!!!
16.11.2010
11:30 sind wir bei BMW. Unseren Kram haben wir schon gepackt denn wir wollen nur noch weg.
Casablanca kann so berühmt sein wie es will,
16.11.2010
11:30 sind wir bei BMW. Unseren Kram haben wir schon gepackt denn wir wollen nur noch weg.
Casablanca kann so berühmt sein wie es will, es ist einfach nur Scheiße.
Freudestrahlend bekomme ich berichtet, dass die Maschine fertig sei. Nun dauert es noch gute 40 Minuten bis ich die Rechnung bekomme und schon ist die Freude wieder verflogen.
Entweder spinnen die oder die Vorgaben von BMW Deutschland sind so extrem.
Ich verspüre keine Lust mehr auch nur noch eine Minute länger in Casablanca zu bleiben, diese Stadt hat mir dieses und letztes Jahr nur Ärger und Kosten bereitet.
Auf dem Weg aus der Stadt will ich nochmal an der Post vorbei, es könnte ja sein das mittlerweile das Paket aufgetaucht ist. Fehlanzeige, es bleibt unauffindbar und so drehen wir die Nasen gen Süden.
Flutlicht, Hupe Vollgas, nichts wie weg hier.
Entlang der Küste auf Nebenstraßen lasse ich den Ärger hinter mir. Was diese Aktion gekostet hat mag ich gar nicht ausrechnen. Es ist zum Mäuse melken.
Nun ist durch den langen unplanmäßigen Marokko Aufenthalt meine mitgeführte Eurobarschaft so sehr geschmolzen das ich nun versuchen muss neue Barmittel aufzutreiben.
Cash und das in Euro sind auf der Westroute sehr wichtig. Dollar wird nicht gerne genommen und Travellerchecks schon mal gar nicht. Kreditkarten, was ist das?
Für die Ostroute ist das alles kein Problem, es ist der einfache Weg durch Afrika und Kreditkarten werde überall akzeptiert.
Besonders gerne Visa, deshalb wird diese Strecke auch der Visa Trail genannt.
Am späten Nachmittag stoppen wir in Oualidia und entscheiden uns zu bleiben. Es ist zwar ein Touristenort, hat aber seinen Charme behalten. Doppelzimmer 10€, ich habe keinen Bock mehr zu diskutieren also rein, duschen und ab zurück an die Hauptstraße, essen.
Durch großen Zufall sehen wir Simone, Fernando und Bixen auf eine Terrasse sitzen und Tee schlürfen.Wir dachten das sie eigentlich vor uns sind.
So sitzen und quatschen wir noch etwas, dann checken sie in das gleiche Hotel ein wie wir und kurz darauf sind alle in der Waagerechten.
War ja auch ein recht aufregender Tag, jedenfalls für mich.
17.11.2010
Gegen 09:00 Uhr sitzen wir auf den Maschinen, verabschieden uns von den anderen und brausen los. Wir werden uns spätestens in Dajla wieder treffen. Zwei drei Tage Pause sind für uns dort vorgesehen.
Es ist recht früh und islamischer Feiertag. Die Straßen sind leergefegt und so lassen wir die Mopeds fliegen. Da die Strecke für uns nicht neu ist bleibt der Fotoapparat ich der Tasche.
Wir wollen einfach nur noch die Wüste erreichen. Die Strecke ist wunderschön, auf einer Anhöhe gelegen, rechts das Meer und links weitläufige Hügellandschaft. Es ist leicht bewölkt und nicht gerade warm.
Ideal zum fahren.
Irgendwo in den zu durchquerenden Bergen steht eine Tenere mit deutschem Kennzeichen an einem Aussichtspunkt.
Matthias aus Potsdam. Ich halte neben ihm, wir quatschen etwas und er hängt sich bei uns dran.
Er ist zum ersten mal auf einer Tour und das erste mal in Marokko. Er will nach Mali. Seine Ausrüstung ist niegelnagel neu, alles erdenkliche ist angeschraubt und aufgeladen, noch nicht mal Dreck ist an der Maschine.
Er sieht aus wie ein Ausstellungsstück aus einem Schaufenster nur ohne Preisschilder.
Wir sind recht schnell unterwegs und so frage ich ihn mehrmals, ob das nicht etwas am Sinn seiner Reise vorbei geht. „Du bist doch zum ersten Mal hier und willst doch bestimmt etwas sehen?“
Irgendwann vor Tiznit sieht er es ein und so trennen wir uns wieder mit der Absprache, sich in Dajla auf dem Campingplatz wieder zu treffen.
Inschallah
Wir haben absolut freie Fahrt, keine Lkws, keine Überland Taxis, keine Eselskarren. Auch die Polizei hat Feiertag, sie ist nicht zu sehen. Aber wir wissen, dass sich das recht bald ändern wird. Durch die Unruhen in der Westsahara mit ca. 19 Toten und 700 Verletzten müssen wir mit starker Polizei und Militärpräsenz rechnen.
Trotz einbrechender Dunkelheit fahren wir weiter. TAN TAN will ich unbedingt noch erreichen.
Am Stadttor werden wir zum ersten Mal von Polizeiposten an die Seite gewunken. Pass, Grund der Reise etc. etc. Es sind immer die gleichen Fragen.
Die beiden Beamten und wir rauchen eine Zigarette zusammen ( rauchen lockert nach wie vor die Stimmung auf) machen ein paar Witze und als Dank bekommen wir den Weg zu einem preiswertem Hotel erklärt. Als wir vor dem Hotel stoppen will ich da, so wie es aussieht, gar nicht rein. Unai besichtigt von innen das totale Gegenteil. Außen Pfui innen Hui. Der Tipp war gut, 11€, Garage, Internet etc. Kann man nicht meckern.
Da heute aufgrund des Feiertages alle Garküchen, Snacks und Restaurants geschlossen haben kaufen wir etwas Brot (von gestern) Wurst und Käse, setzen uns auf die Terrasse vor dem Hotel und speisen.
Morgen geht’s weiter, wir wollen in die Sahara
18.11.2010
Der Himmel ist leicht bewölkt. Nach einem Kaffee, die allmorgendlichen Bikekontrolle und wir starten.
18.11.2010
Der Himmel ist leicht bewölkt. Nach einem Kaffee, die allmorgendlichen Bikekontrolle und wir starten.
Mal sehen wie weit wir kommen.
Die Küstenstraße verläuft genau entlang der Steilküste, rechts haben wir das Meer und links erstreckt sich die Ebene bis zu den Tafelbergen.
Es ist ein recht unspektakulärer Streckenabschnitt. Wir geben den Maschinen die Sporen, Kilometer machen steht auf dem Tagesprogramm. Zu spät wollen wir die West Sahara nicht erreichen, denn keiner weiß genau was uns dort erwartet. Die Berichte sind unterschiedlich und fast alle aus dritter Hand.
Die ersten Dünen tauchen auf und die Landschaft wandelt sich. Immer mehr Sand und wie bestellt reißt der Himmel auf, strahlend blauer Himmel mit kleinen weißen Wölkchen. Postkatenidülle.
Auf einer langen Geraden stehen zwei Biker an den Klippen und schießen Fotos. Wir drehen und fahren zu Ihnen. Mal sehen wer das ist und wohin die Reise geht. Zwei Italiener auf Nordkurs. Sie kommen gerade aus dem Krisengebiet und haben wieder eine neue Variante. 13 tote Polizisten oder Soldaten, so genau wissen sie es nicht, und 300 Festnahmen. Wir wechseln noch ein paar Worte aber dann müssen sie ganz schnell weiter. Italiener halt, so schnell wie sie sprechen waren sie auch schon wieder auf dem Bike und wirbeln Staub auf.
Auch wir machen uns auf den Weg, in die andere Richtung.
An einem Kaffee sehe ich eine graue 1150 BMW stehen, sie hat ein deutsches Kennzeichen. Sie kommt aus Düsseldorf. Wir halten wieder an, einen Teepause und etwas quatschen können wir auch vertragen. Es ist Con, der mit seiner GS Richtung Süden unterwegs ist.
Er ist zum ersten Mal auf Motorradtour und hat, alle Achtung, gerade erst seinen Motorradführerschein gemacht.
Wir tauschen die Telefonnummer aus, und wollen uns in zwei Tagen in Dahkla treffen.
„Gute Fahrt, bis in ein paar Tagen, wenn Du in Schwierigkeiten bist ruf an !“
Unai und ich setzen uns wieder in Bewegung. Hin und wieder schaue ich den mir verbliebenem Rückspiegel. Con könnte es sich ja überlegt haben sich uns anzuschließen.
An einem Fotostopp taucht er auch auf. Wir nehmen ihn in Schlepptau.
Verrechnet, ich bemerke es leider zu spät. Meine Bezinanzeige neigt sich bedenklich dem 0 Punkt zu so das ich die Geschwindigkeit nicht beibehalten kann. Ich winke Con vorbei, deute ihm an das ich nicht mehr genug im Tank habe und lasse mich zurückfallen. Schnell sind die beiden vom Horizont verschwunden und ich zuckele mit ca. 8o km/h hinter her.
Mit dem letzten Tropfen Benzin erreiche die Zapfsäule. 35 Liter gehen in den Tag, ich bin also richtig trocken. Das wäre das erste Mal das ich auf einer Strecke ohne Benzin liegen bleibe.
Con entscheidet sich dafür mit uns zusammen weiter zu fahren. Wir nehmen ihn zwischen uns und weiter geht’s.
Mittags erreichen wir die ehemalige Grenze nach West Sahara. Sie ist heute nur noch durch zwei Monumente na den Straßenrändern zu erkennen. Umlagert von Kindern die alle immer wieder rufen „Moussiere un stilio“ schießen wir ein paar Fotos.
Wir fahren bis Al Aauin, hier soll das Zentrum des Aufstandes sein. Am Stadtrand ist die sonst übliche Kontrolle verdoppelt worden.
Erst Staatssicherheit, dann Militär und 50 m weiter nochmal Polizei.
Das Zentrum ist voll mit Einsatzkräften der Polizei und Soldaten, aber Unruhe bemerken wir nicht.
Ruhe vor dem Sturm?
Wir stoppen vor einem Kaffee was auch ein Hotel sein soll. Steht zu mindestens draußen dran. Unai verhandelt über den Preis und was mit den Maschinen über Nacht passieren soll. Eigentlich ist das Parken der Motorräder auf der Straße kein Problem, denn bei dem Polizeiaufgebot wird wohl kaum etwas passieren. Nachdem der Zimmerpreis geklärt ist und man sich entschieden hat im Kaffee nachts Platz für die Maschinen zu machen gehe ich nach oben und schaue mir die Zimmer an.
Ziemlich schnell bin ich wieder unten, Unai und ich tauschen einen Blick aus und es ist klar das wir hier nicht bleiben werden, nicht nur das wir weder Waschmöglichkeit noch Dusche haben, damit können wie ja leben, stinken so wie so, es kam mir vor wie eine Opiumhöhle.
Schon an der Rezeption im ersten Stock war man total high.
Con hatte währenddessen mal im Lonely Planet gesucht und ein Haus ganz in der Nähe gefunden. Anschauen und fragen kostet nichts, also hin. Vor dem Eingang parkten UN Fahrzeuge und Sicherheitskräfte überall.
Unai und ich gehen an die Rezeption. Ein kleines Braunauge sitzt da, wir flirteten was das Zeug hält. Zum Schluss ist sie unserem Charme erlegen und wir bekommen wir einen anständigen Preis.
19.11.2010
Halb sieben schellt der Wecker. Bis nach Dahklar ist noch ein ganzes Stück. Wir wollen früh da sein denn Unai will versuchen heute noch die Stollenreifen aufziehen zu lassen.
Maschinen beladen, durch checken,eine Tasse Kaffee und schon sind wir zügig unterwegs.
Allerdings nicht weit, kaum aus der Stadt raus sehen wir die Hand vor den Augen nicht mehr.
Nebel?
Noch ein Stück weiter steigt uns Brandgeruch in die Nasen. Wir können die Hand nicht mehr vor den Augen sehen und tasten uns so im Schritttempo vorwärts.
In den zwischendurch auftretenden dunstfreien Stücken erleben wir ein Phänomen das mir vorkommt wie aus einer anderen Welt. Über der Straße hat sich aus weißen Wolken ein Bogen gebildet, wie ein Regenbogen nur komplett weiß.
Kommt mir vor als ob wir durch ein Tor fahren.
Irgendwann hörte es dann auf und wir können wieder normal atmen. Wer weiß was da verbrannt wurde, ich will es auch gar nicht wissen.
Uns umschließt nur noch Einsamkeit und so fahren wir zusammen und doch jeder für sich an der Steilküste entlang weiter Richtung Süden. Das türkisfarbene Meer zur rechten, Wüste zur linken.
Vorbei an vereinzelten Beduinenzelten, und durch die Gegend streifende Kamelherden
Der Wind hat hier geometrisch genau gearbeitet. Die Tafelberg artigen Erhebungen sind alle in der gleichen Höhe und absolut waagerecht abgetragen
Hin und wieder ein Fotostop, dann einen Kaffee, tanken, weiter.
Gegen Mittag erreichen wir die Gabelung an der es westlich auf die Landzunge von Dahkla geht und südlich nach Mauretanien geht.
Kontrolle und wir biegen ab. Hier beginnt eine andere Welt, Sandwüste mit weiten Senken und breiten Lagunen.
„Mach langsam und sauge es in Dich auf, Du bist zu ersten mal hier“ sage ich zu Con.
Die Landschaft ist überwältigend unbeschreiblich schön.
Mit großem Hallo werden wir auf dem Campingplatz begrüßt. Man kennt sich ja.
Schnell die Zelte aufbauen und ab in die Stadt. Ein Bier wäre jetzt nicht schlecht aber warum auch immer sind wieder alle Geschäfte geschlossen.
Wir finden einen offenen Snack, essen etwas und fahren zurück.
Lange sitze ich noch vor dem Zelt und genieße den Sternenhimmel. Sie scheinen zum Greifen nahe zu sein.
„Hola“ höre ich dann auf einmal hinter mir. Bixen, Fernando und Simone sind auch eingetroffen.
Sie haben Bier dabei und so krabbelt Unai noch mal aus seiner Behausung und wir trinken alle ein Bier zusammen.
Ein Gruppe Marokkaner sitzen am Eingangstor und singen. Sie singen auch noch als wir wieder in den Zelten sind und so schlafen wir mit Gesang ein.
Mal was anderes.
20.11.2010
Abhängen, einfach nichts tun. Nicht fahren, kein Hotel suchen sich einfach nur treiben lassen.
Das ist der Plan für heute. Jeder geht seinen Bedürfnissen nach. Nachdem Uni seine Reifen gewechselt hat fährt er mit, Boxen Fernando und Simon in eine Lagune. Unai möchte seine neue F 800 endlich mal am Strand ausprobieren.
Con geht spazieren und ich, ich sitze einfach nur vor dem Zelt schaue aufs Meer und gehe so meinen Gedanken nach.
Am Nachmittag fahre ich ins Internetkaffee in der Stadt. Solange es noch geht möchte ich es nutzen. Mail abfrage, Fotos für die Homepage hochladen und mein Tagebuch übertragen, welches ich meistens abends auf dem Netbook schon vor geschrieben habe. Bei den abgegriffen Tastaturen die auch noch lateinische und arabische Buchstaben haben ist das einfach besser.
Um acht Uhr sind wir vom Platzwart zum Abendessen eingeladen worden. Es ist immer eine Freude für Ihn denn irgendwie hat er die Gruppe schon letztes Jahr ins Herz geschlossen.
Die Australier, die wir schon in Rabat vor der mauretanischen Botschaft kennengelernt haben, sind am Nachmittag ebenfalls eingetroffen. Es wird viel erzählt, gelacht, ein schöner Abend.
Morgen geht es für uns weiter zur Grenze.
21.11.2010
Wir lassen den anderen den Vortritt. Eine Gruppe Holländer bricht um sechs Uhr zur Grenze auf, Bixen und seine Gruppe gegen neun. In aller Ruhe bauen wir die Zelte ab, packen unsere Sachen zusammen und verschnüren alles. Unai macht noch einen Ölwechsel und so gegen 11:00 Uhr brechen wir auf. Sind ja sowieso schneller als die anderen. Nach der üblichen Polizeikontrolle am Ende der Halbinsel lassen wir es laufen.
Es geht weiter der Steilküste entlang durch die Ausläufer der Sahara, rechts das türkisfarbene Meer, links am Horizont die hohen Sanddünen der Sahara. Weit und breit keine Menschenseele zu entdecken. Nicht mal ein Beduinenzelt ist irgendwo. Kilometer um Kilometer spulen wir so runter. Auf einmal taucht eine Herde Kamele auf, die uns neugierig betrachtet. Wir versuchen sie an anzulocken, aber auf Abstand bleibt. Haben wohl schlechte Erfahrung gemacht mit den Zweibeiner.
Wir befinden uns mittlerweile im Minengebiet, ist nicht mehr mit mal an den -lippenrand fahren.
Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen, da fährt doch eine GS am -lippenrand. Ich bremse und warte auf Unai, der in einiger Entfernung hinter mir ist. Die GS steuert auf uns zu. Ein Franzose. Wir machen ihn darauf aufmerksam wo er gerade durchgefahren ist, aber er ist der Meinung die Minenfelder kämen viel viel später. OK muss er selber wissen, vielleicht kann er auch kein englisch. Es stehen ja Warnschilder am Straßenrand, schwer zu erkennen bzw. zu lesen da sie fast alle ziemlich verrostet sind. Ist aber allgemein bekannt. Nun gut gilt das vielleicht für Franzosen nicht.
Der Abstand zu Con und den anderen in den Autos ist schon erheblich geworden so verlassen wir den unbelehrbaren Franzosen und folgen unserer Truppe.
Porto Rica steht auf einem Straßenschild das Richtung Klippe zeigt. Unai biegt auf die Sand Stein Piste ein. Stehend düsen wir durch das Gelände und freuen uns wie Kinder. Nach dem längerem Asphaltband eine willkommene Abwechslung. Bixen und die anderen sind schon vor Ort als wir eintreffen. Eine langgezogene Bucht mit Beduinenzelten, ein Campingplatz nur für Kenner.
Bilderbuch Landschaft drumherum, ein Ort zum bleiben.
Wir haben andere Pläne.
Mittlerweile hat sich die Richtung geändert und verläuft jetzt mehr ins Landesinnere.
Ich will tanken, aber Unai winkt mich weiter. Die nächste biegt er ein, keine 100 Meter weiter.
Direkt hinter der Tanke ist unsere Bleibe für diese Nacht. Es ist das letzte Hotel, besser gesagt Gebäude vor der Grenze. Da wir ja nicht auf der Flucht sind wollen wir hier bleiben obwohl es noch recht früh ist.
„ Wir fahren gleich an die Küste, musst du gesehen haben“ sagt Unai zu mir. Er kennt die Ecke vom letzten Mal.
Nach den Preisverhandlungen, diesmal gab es aber keinen Spielraum der Hotelier weiß das es hier keine Wahl gibt, lassen wir das Gepäck.
Erstmal tanken, Unai ist so gut wie leer. In seine F 800 passen ja auch nur gut 16 Liter rein.
Aber oh oh,beide Tankstellen haben kein Benzin mehr.Die vor uns durchgekommenen Challange und Rallyes haben alles bis auf den letzten Tropfen mitgenommen.
Ich habe noch ein drittel und 5 Liter Reserve. Con halb und 5 Liter Unai nur noch 5 Liter.
Bis zur Grenze sind es noch gut 100 Kilometer und dort soll es irgendwo Benzin geben.
Inschallah
Unai hat nicht zu viel versprochen. Eine einspurige Straße führt wieder Richtung Küste. Es bläst ganz schön, der Wind wird durch nichts gebremst.
Auf einer Erhöhung taucht nach einer viertel Stunde das Fischerdorf auf von dem Unai mir erzählte.
„Die leben da in Plastikhütten! “ hatte er mir gesagt und das ist noch geschmeichelt.
Die Straße endet schlagartig und geht in Piste über. Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Solche Lebensbedingungen, solche Unterkünfte. Decken Holzreste Blechstücke Plastikteile sind das Baumaterial aus dem die Fischer ihre Behausungen gebaut haben.
Unai fährt zu einem vor seiner Hütte sitzendem Fischer und fragt nach Benzin. Er hat welches, Preisverhandeln und gut iss. Es wird nicht viel gefeilscht, nur soviel wie es nötig ist um den Brauch zu wahren im Angesicht dieser Armut und diesen Lebensbedingungen.
Das Benzin ist leicht mit Öl gemischt, aber wird schon gehen.
Vollgas, hinter dem Örtchen geht es den Hügel runter auf eine riesige Sandfläche, wird früher wohl mal eine Bucht gewesen sein. auf Felsen und Dünen zu. Ca. 10 - 15 Kilometer bestimmt.
Auf den Fußrasten stehend fliegen wir mit knapp 100 Sachen über die glatte Ebene. Ein geiles Feeling.
Die Geländewagen stehen auf den Dünen, „ Nicht mit meinen Reifen“ sage ich zu Unai und parke auch. Con hat sich kurz vorher auch schon festgefahren aber Unai will an den Strand. Nach 50 Metern war dann Schluss und er steckt fest.
Bilderbuch. Langer breiter Sandstrand, Klippen an denen sich die Wellen mit lautem Getöse brechen.
Con sagt gar nicht mehr, ich bin einfach nur weg. Welche ein Fleckchen Erde.
Auf dem Rückweg kaufen die Basken einen gerade zurückkommenden Fischer im Dorf etwas von seinem Fang ab.
„Unser Abendessen“
Im Hotel sprechen sie mit dem Boss und er wird für uns zubereitet. Wir packen unsere Sachen schon zusammen, morgen früh geht es recht zeitig weiter.
Der Tag an der Grenze wird kein Zuckerschlecken, es kursieren Geschichten von 7-20 Stunden für den Grenzübertritt.
Wer weiß vielleicht haben wir Glück.
Inschallah
22.11.2010
Noch vor Sonnenaufgang brechen wir auf.
Wie mit einem Lineal gezogen verläuft die Straße durch die Wüste gen Süden.
22.11.2010
Noch vor Sonnenaufgang brechen wir auf.
Wie mit einem Lineal gezogen verläuft die Straße durch die Wüste gen Süden. Auf der einen Seite erstreckt sich im weißen Mondlicht die Wüste, auf der anderen der sich durch die aufgehende Sonne orange färbende Horizont.
Einige Lkws und PKWs warten bereits am Schlagbaum. Die Grenze ist noch geschlossen. Eigentlich soll sie um 08:00 Uhr öffnen, aber was ist schon eine Uhrzeit in Afrika.
„Kein einziger Tropfen Benzin mehr“ sagt Unai. Die holländischen Amsterdam – Dakar Fahrer haben auch die letzte Tanke an der Grenze geplündert. Auf der anderen Seite gäbe es Benzin sagt der Tankwart. Das wird verdammt knapp, aber welche Wahl haben wir.
Unai und Bixen verkürzen sich die Wartezeit damit einem mauretanischen Geländewagenfahrer zu helfen sein Fahrzeug zu reparieren.
Endlich, so gegen neun Uhr tut sich was. Einzeln werden die Fahrzeuge vorgelassen. Eine zeitraubende Prozedur. Wieder Papiere ausfüllen, Polizei, dann Militär, dann Zoll und wieder Polizei. Endlich sind wir durch. Das heißt wir kommen ins Niemandsland.
So sieht es auch aus. Keine Straße, noch nicht mal eine Art Piste. Geländefahren ist angesagt. Stehend, mal nur im ersten, mal im zweiten Gang geht es über Steine. Vorbei an ausgebrannten Autowracks schlängeln wir uns durchs Gelände Richtung mauretanische Grenze.
Die letzte Steigung und wir stehen vor einem Tor in dessen Mitte ein Soldat steht. Vor ihm ein noch wartender LKW. Da wir eine Steigung rauf kommen und Tempo machen müssen ziehen wir an ihm vorbei. Unai erreicht als erster den Schlagbaum und wird von dem Soldaten auch sofort auf unnette Art wieder zurückgeschickt. Con und ich sind kurz hinter ihm fahren aber rechts und links vor das Tor. Nichts passiert und nachdem ein von mauretanischer Seite kommender LKW passiert hat werden wir heran gewunken. Auch Unai soll wieder nach vorne, was für ein hin und her, reine Wichtigtuerei. Wir bekommen genaue Anweisung wo wir zu parken haben.
Militär, Polizei. Rein ins Zollbüro. Ich bin als erster dran „Carnet de Passage?“ „Oui“ und ich muss zurück zur Maschine. Die anderen werden nicht gefragt und müssen Papiere ausfüllen. Ich bekomme einen Stempel und alles ist erledigt.
Als die anderen soweit sind machen wir uns auf Benzin suche.
Aber nichts, die Holländer haben wieder zugeschlagen. 30 PKWs mir großen Reservekanistern haben alle Tankstellen im Umkreis geplündert.
Ein unglaubliche Gedankenlosigkeit, sie kann für so machen das Ende der Fahrt bedeuten denn bis neues Benzin eintrifft können schon ein paar Tage vergehen.
Jetzt wird gerechnet Die nächste Tanke ist in ca. 150 Km. Alles was wir noch haben wird aufgeteilt und dann weiter in Richtung Nouachot, hoffentlich stimmen die Information.
„Ich fahre vor und komme mit Benzin zurück“ sagt mir Unai. Seine F 800 verbraucht gut 2 Liter weniger auf 100 KM als unsere 1200.
Wir zuckeln also langsam weiter. Unai sehe ich schon auf der Anhöhe stehe an so einer Art Tankstelle und verhandelt. Eine Tankstelle ist das nicht. Kanister mit einer Art Benzin oder Diesel oder so gibt es da. Man hat dort keine Ahnung und will uns erst Diesel andrehen. Gott sei dank, oder vielleicht hat hier auch Allah aufgepasst bemerkt Unai es.
Viel hin und her und es werden Kanister nach vorne gezerrt. Erst sieht das Zeug ganz gut aus, im nächsten ist es alles blau.
Egal, Hauptsache unsere Motoren halten es die kommenden 200 KM aus. Dann soll es eine TOTAL geben. Der vorhandene Vorrat reicht gerade so da jede Maschine 15 Liter bekommt.
Zum Glück ist keiner der Holländer in der nähe, Unai kocht vor Wut.
An der Total machen wir randvoll und es geht entspannt weiter.
Liegenbleiben, hier irgendwo im Nirwana, kein prickelnder Gedanke. Vorbei an umherstreifen den Kamelherden, an Salzseen vorbei und wieder bester Laune fahren wir den Abend entgegen. Ich habe keine Eile, Alex mein mauretanischer Freund, wir kennen uns schon lange aus Düsseldorf weiß dass wir kommen
„Geschieht ihnen recht“ ruft mir Unai zu und macht eine eindeutige Fingerbewegung als wir an vier der 30 dreißig) Holländer vorbeifahren.
Einer von Ihnen ist liegengeblieben.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Nouachot.
Der Wegbeschreibung folgend, die mir Alex , geben hat, versuche ich sein Haus zu finden.
Con sucht sich ein Hotel, wir wollen uns morgen wieder treffen.
Chaos pur, nicht nur das die Straße, ich nenne sie mal so, nur aus Sand, Dreck und Schlaflöchern besteht, nein, jeder fährt so wie er gerade Bock hat. Anarchie.
Kein Handy Empfang, mein tolles Telekom Handy hat mal wieder Verbundings Probleme. Zwei Biker halten neben uns an. „Probleme?“ „Ich versuche meinen Freund Alex zu erreichen, er wohnt zurzeit hier in Nouachot“
Sie erreichen Ihn aber auch nicht. Camping Banatu ist der Treffpunkt hier für alle Durchkommende. „Ok, wir bringen Euch hin“ sagt mir einer der Jung's.
Bixen und die anderen sind auch schon da. Wir stellen die Bike's ab und genehmigen uns erst mal ein Bier. So ein Chaos, so ein Dreck ist mir noch nicht untergekommen.
Ich habe die Schnauze gestrichen voll und will hier nur noch weg. Alex ist nicht zu erreichen als kein Grund mehr auch nur eine Stunde mehr als nötig hier zu bleibe.
Da alles geschlossen ist wechseln wir Geld am Straßenrand und gehe schnur stracks etwas essen. Keiner hat Bock zu duschen oder abzupacken, Morgen nur weg hier.
„Mensch da bist Du ja“ höre ich. Alex steht auf einmal vor mir. Die Biker haben ihn gesucht und zu mir auf den `Camping gebracht. Unglaublich, bei uns unvorstellbar
Schnappen unsere Sachen und ziehen zu Alex nach Hause.
Welch ein Tag
23.11.2010
Lange schlafen wir nicht. Für die Mücken sind wir anscheinend eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan.
23.11.2010
Lange schlafen wir nicht. Für die Mücken sind wir anscheinend eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Unai ist zerstochen, mich mochten sie wohl nicht so sehr.
Nach einem Kaffee wollen wir in die Stadt. „Kannst Du Mercedes fahren“ fragt mich Alex. In Deutschland ja, aber hier? Er drückt mir den Schlüssel in die Hand und ab in das Chaos. Es ist unglaublich was sich hier abspielt. Unkoordinierte Fahrweisen kenne ich ja von Marokko aber das hier. Kreuz und quer, in alle Richtungen, so wie es den einzelnen gerade passt fahren sie durch die Stadt.
Stadt, ich weiß nicht ob ich sie so nennen soll. Es ist ein rollender mit Müllschrottplatz. Verrostete Karossen, fehlende Rückspiegel, zertrümmerte Lampen, u.s.w.
Hinzu kommt noch der Schmutz der überall rumliegt. Ich verstehe nicht wie Menschen sich dort wohlfühlen können. So sahen früher unsere Müllkippen aus die man dann mit erde bedeckte.
„Die Stadt wird gerade gesäubert“ sagt mir Alex. Wie muss sie früher ausgesehen haben.
Es ist die Hauptstadt Mauretaniens und hat noch nicht mal eine Wasserversorgung. Aus in der ganzen Stadt verteilten Brunnen wird Wasser geschöpft, in Blechtonnen gefüllt und dann mit Eselskarren in die einzelnen Stadtteile gebracht. Es ist die Hauptstadt.
Nachmittags gehen wir zum Fischmarkt und kaufen ein. Ausgehen haben wir keine Lust. Wir machen Barbecue und Unai bereitet den Fisch und Garnelen zu.
Es schmeckt wunderbar.
Ein Spräh das den Putz von den Wänden holt. Unai hat es schon mal eingesetzt und selbst nach einer Stunde dachte ich noch ich sterbe.
Heute hat er sich übertroffen, eigentlich kann nichts überleben. Gut das es keine Blumen oder Pflanzen in den Wohnungen gibt so wie in Europa.
Trotzdem haben noch ein paar Biester überlebt und Unai macht sich auf die Jagd. Mit Handschuhen und zugeknöpft bis an die Nasenspitze legt er sich hin. Wir werden sehen.
Mi
24
Nov
2010
24.11.2010
Es sind eigentlich nur ca. 300 Kilometer aber Unai kennt die Strecke und sagt dass wir den ganzen Tag brauchen werden.
24.11.2010
Es sind eigentlich nur ca. 300 Kilometer aber Unai kennt die Strecke und sagt dass wir den ganzen Tag brauchen werden.
Anfangs läuft auch alles gut, wir kämpfen uns durch den Müll und Schrott und sind nach gut 30 min auf freier Strecke.
Auf zum Senegal, ich habe nur gutes von dort gehört und bin gespannt wie ein Flitze bogen.
„Den langen Weg, Chaos an der Grenze und dann die Fähre oder den Kürzeren Weg, ist aber Piste“ fragt mich Unai. Genau das was ich erwartet hatte denn Asphalt haben wir genug in Europa.
„Klar, Piste aber denk an meine Reifen, keine Stollen“ Ich habe immer noch die Reifen
aus Marokko drauf und die sollen auch noch bis Gambia halten.
Durch kleine Dörfer vor bei an jubelnden Kindern. Ein tolles Gefühl.
Unai bremst ab und biegt links ab. „Was will er denn hier“ frage ich mich denn es liegt überall nur Müll und Schrott herum.
Er kennt sich aus, es ist die Einfahrt auf die Piste. Alleine wäre ich dran vorbei, hätte ich nicht vermutet. Ausgefahrene Spuren im Lehm und Sand, Plastikmüll und Schrott.
Es ist die offizielle Piste.
Mauretanien fesselt mich immer mehr, bin froh wenn ich hier durch bin.Nachdem wir den Pistenpolizei Kontrollpunkt passiert haben wir es sauberer und der Weg besser. Auf einer Art Damm dann mal daneben sucht sich jeder seine Spur. Ich muss darauf achten nicht ins Weiche zu kommen.
Ohne Stollen würde ich unweigerlich abfliegen.
Wir kommen recht schnell vorwärts, trotz der vielen Löcher auf dem Damm, Slalom und das bei der Geschwindigkeit.Langsamer geht es aber nun mal nicht, würde unweigerlich mit Stürzen enden.
Wieder einmal bin ich froh in Hechlingen gewesen zu sein
Rauf auf den Damm dann wieder runter, trotz der Hitze und der brennenden Sonne macht es wieder richtig Laune. Die Jacke lasse ich an, der Schweiß fliest in Strömen, trotz dem wir auf den Fußrasten voll im Fahrtwind stehen .
Falls es mich weg haut, bleiben wenigsten die Konchen heile.
Abwechselnd wüstenartige Landschaft dann wieder große Wasserflächen säumen den Weg. Fischreiher stehen Spalier.
Auf einmal kracht es fürchterlich. Eine Schlaglochbatterie habe ich übersehen. Gas, Maschine fliegt hinten hoch, schlägt ziemlich hart wieder auf, Vollgas und so halte ich sie irgendwie.
Gut gegangen, Hechingen sei Dank.
Denkset.
Nach einiger Zeit fährt Unai und ich wieder nebeneinander
„Stop, halt an“ ruft Unai mir zu.
Die Aufhängung der linken Transportbox ist gebrochen. Mit den Spannriemen befestigen wir die Box und weiter geht’s.
Grenze, erst Polizei, dann Zoll. Das übliche Spiel. Bei der Ausreise wollen zwei Beamte 10 € Bearbeitungsgebühr habe. Wofür, Quatsch, Quittung wollen sie nicht geben, also gibt’s auch kein Geld.
St. Louis, eine pulsierende Stadt. Sauber ist auch hier etwas anderes, aber ich empfinde es anders.
Ob es an der Musik liegt oder an den vielen hübschen Gesichter?
Wir nehmen eine der Hütten, Zelt aufbauen habe ich keine Lust mehr. Einen Tag wollen wir bleiben, einfach nur abhängen.
Essen im nahegelegenen „Restaurant“ und ab in die Falle.
Bamba,Unbai's Einheimischer Freund ist leider nirgends aufzutreiben.
26.11.2010
Zeitig brechen wir auf. Eins habe ich in den paar Wochen gelernt. Zeitplanung anhand von Entfernungen kann man in Afrika vergessen.
26.11.2010
Zeitig brechen wir auf. Eins habe ich in den paar Wochen gelernt. Zeitplanung anhand von Entfernungen kann man in Afrika vergessen. Die Polzeikontrollen ignorierend lassen wir St.Louis hinter uns. Eigentlich sind es nur ein paar hundert Kilometer bis Dakar aber wir brauchen den ganzen Tag.
Durch Steppenartige Landschaft, vorbei an Dörfern mit Strohhütten führt die Strecke. Vereinzelte Rinderherden und Verkaufsstände säumen die Straßen.
An irgendeinem halten wir. Unai nimmt eine der angebotenen Früchte. „Probier mal“ drückt mir eine in die Hand.
Nicht schlecht und den Saft trinkt man auch.
Spät nachmittags erreichen wir dann Dakar und begeben uns direkt Richtung Flughafen. 23:00 Uhr landet Ibon, ein Freund aus Bilbao. Er kommt mit nach Gambia.
Stadtbesichtigung fällt wieder aus, zu spät und nachts zu gefährlich
27.11.20010 – 05.12.2010
Die Tage verbringen wir am Strand, liegen faul in der Sonne und lassen die Zeit verstreichen.
Die Tage verbringen wir am Strand, liegen faul in der Sonne und lassen die Zeit verstreichen.
Es passiert nicht viel.
Mal kaufen Unai, Fran und Fernando Fisch bei den anlandenden Fischer direkt am Boot., mal kaufen wir Hähnchen mit Reis welches die Jungs, die die Strandbar betreiben, für uns dann zu bereiten.
Eigentlich eine recht Erlebnis lose Zeit, so sollte es auch sein.
Die Motorräder werden gewartet, Öl und Reifen gewechselt.
Die Ausrüstung, welche für den weiteren Verlauf der Reise noch viel zu umfangreich ist. verkleinert.
Nun ja, abhängen halt. Am 08.12. soll es ja dann weiter gehen.
Für mich gen Osten, Unai zurück nach Spanien. Merche will in den Senegal, Bixen fährt nach Burkina, Fernando und Ibon fliegen nach Spanien.
So war es jedenfalls geplant, aber es kommt ja immer anders als man denkt.